BBKL-Labor 2008: Interview mit M.Walch (J. Gstöhl)
Eine besondere Präsentationsart der Kunst zeigt das BBKL-Labor. Während sieben Wochen arbeiten Künstler und Künstlerinnen im Kunstraum Engländerbau in
Vaduz an ihren Projekten und wünschen dabei von der Öffentlichkeit wahrgenommen zu werden.
von Julia Gstöhl
Herr Walch, was ist das Besondere am Projekt: BBKL-Labor?
Martin Walch: Das Besondere daran liegt in der Prozesshaftigkeit dieses Projekts. Nicht das fertige Produkt steht im Vordergrund, sondern der eigentliche Weg, der Prozess hin zum Endprodukt soll für einmal im Blickfeld stehen. Dem Besucher wird die Möglichkeit geboten, dem Künstler über die Schultern zu schauen und mitzuerleben, wie überhaupt ein Kunstwerk entsteht. Dabei erhalten die Künstler gleichzeitig die Chance eines Feedbacks von aussen. Beabsichtigt ist natürlich auch den Kunstschaffenden eine reale Plattform und Reibungsfläche bereitzustellen, die Konfrontation, Dialog, Austausch und bestenfalls Vernetzung ermöglicht.
Welche Idee, welche Ziele stecken hinter dem BBKL-Labor?
Erstmals werden im Labor auch Interessen, Visionen und Anliegen des Verbandes der Bildenden Künstler/innen Liechtensteins einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt und weiterentwickelt. Schliesslich zielt das BBKL-Labor darauf ab, die zahlreichen Kunstschaffenden der Region nachhaltig zu fördern und die Öffentlichkeit für ein breiteres Verständnis und Wertschätzung regionalen Kunst-, beziehungsweise Kulturschaffens zu sensibilisieren. Wir hoffen, dass aufgrund der Atelieratmosphäre im Labor auch allfällige Berührungsängste zwischen Künstler und Besucher leichter abgebaut werden. Ziel demnach ist es, einmal auch hierzulande innerhalb dieses erprobten und idealen Ausstellungsraumes weniger über Kunst, d.h. über ausgereifte, fertige Kunstwerke zu kommunizieren, sondern vielmehr durch Kunst, dem künstlerischen Prozess, einen nachhaltigen Zugang zu zeitgenössischer Kunst zu ermöglichen.
Wo liegen die Ziele des BBKL?
Grundsätzlich ist die Idee des Berufsverbandes Bildender Künstler/innen Liechtenstein (BBKL), die Künstler Liechtensteins zu unterstützen, sich für deren Anliegen einzusetzen und eine internationale Vernetzung aufzubauen. Das BBKL-Labor soll ein Stück weit zur Realisierung dieser Vorhaben beitragen.
Was erwartet die Besucher, wenn sie ins BBKL-Labor
kommen?
Wie erwähnt, bietet sich dem aufmerksamen Betrachter ein Einblick in die vielfältigen, fragilen Prozesse des Kunstschaffens. Fragmente aus künstlerischen Experimenten können mitverfolgt und nachvollzogen, gegenseitiges Verständnis aufgebaut werden. Daher ist es uns auch wichtig, dem Besucher im Rahmen des bunten und spartenübergreifenden Treibens innerhalb des Labors die Möglichkeit anzubieten, seine eigene Meinung ins Labor einzubringen.
Das Projekt ist in drei Schwerpunktthemen gegliedert. Wie sehen diese aus?
Die ersten zwei Wochen stand das Thema Vernetzung im Mittelpunkt. Unter anderem luden wir mit finanzieller Unterstützung der Liechtensteinischen Kunstgesellschaft Künstler/innen anderer Kleinstaaten, wie San Marino, Andorra, Malta, Luxemburg und Zypern ein. Ein bereits 2005 initiiertes Small States-Projekt konnte dadurch fortgesetzt und vertieft werden. Das zweite Thema kreiste um Grenzerfahrungen, Berührungsängste, um Möglichkeiten und Grenzen des künstlerischen Ausdrucks. Das dritte Thema, das momentan den Schwerpunkt bildet, kreist um Kunst und Geld: Fragen zu Gesellschaft und Kunst, zu Kunstmarkt, aber auch Fragen zu sozialer Absicherung liechtensteinischer Kunstschaffender wollen hier gestellt und erörtert werden.
Wer nimmt an diesem Projekt teil?
Das sind jüngere und ältere Künstler und Künstlerinnen aus Liechtenstein und der Umgebung, die während den sieben Wochen im Kunstraum an ihren Projekten arbeiten. Speziell daran ist, dass Kooperationen mit Kunstschaffenden aus verschiedenen Sparten möglich sind, dass auch liechtensteinische Kulturinstitutionen entsprechend ihren Möglichkeiten sich aktiv ins Labor einbringen. Das sind beispielsweise Literaten, Theaterleute, Musiker, etc. Diese Mischung aus Kunstschaffenden verschiedenster Kunstrichtungen soll inspirieren und zu kreativem Denken und Handeln anregen.
Welchen persönlichen Bezug haben Sie zu der bildenden Kunst?
Bereits als kleiner Junge hegte ich den geheimen Wunsch, so schön malen zu können, wie der Künstler, der das wundervolle Bild auf dem Haushaltsbuch meiner Mutter geschaffen hatte. Einmal stellte uns Volksschülern unser Lehrer Selbstbildnisse von Paul Klee vor. Mich beeindruckten die grossen Augen, die der Künstler in seinen Bildern hatte und sah meine künstlerische Laufbahn ausgeträumt, da ich selbst keine solchen Augen und auch keine grosse Nase vorzuweisen hatte. Erst im späteren Kunststudium in Wien kam mir schliesslich die rettende Idee, eine Brille aufzusetzen, die meine Augen entsprechend vergrösserten...
Die jahrelange Auseinandersetzung mit Gestaltung und Kunst haben mein Leben nachhaltig reich geprägt. Ich glaube, durch die intensive Beschäftigung mit Kunst meinen Alltag besser bewältigen, offener und versierter den vielfältigen Anforderungen des Lebens begegnen zu können.