im Kunstraum Engländerbau, Vaduz /FL 10.06.-20.07.2008
interaktive Rauminstallation der Künstler: Martin Walch (FL) - starsky (Julia Zdarsky /A) - alien productions (Norbert Math, Andrea Sodomka, Martin Breindl /A)
PROJEKTVORHABEN:
Der Raum wird in ein Spielfeld, in einen Schaltplan transformiert. BesucherInnen können dieses Spielfeld betreten und dadurch bespielen. Im Kunstraum Engländerbau wird ein 8m x 14m grosses Spielfeld mit abgerundeten Ecken und 55cm hohen Spielfeldbanden aufgebaut. Dieser Holzboden liegt auf einem 20 cm hohen Rost; er ist begehbar, wirkt möglicherweise instabil, brüchig. Auf dem Boden sind mit einfärbigen Klebebändern Feldlinien neben- und übereinander angebracht. Diese markierte Fläche ist zudem mit einer halbtransparenten Wachsschicht überzogen. Eine interaktive Sensorik erkennt die Bewegungen der BesucherInnen auf dem Spielfeld und steuert, abhängig von deren Bewegungen, Klang- und Bildprojektion im Raum.
(Spiel-)Anweisungen, Kommandos und Kommentare in Bild, Schriftprojektion und Klang animieren zum Spiel mit den vorgegebenen Strukturen.
Der Raum verändert sich verschieden, je nachdem, ob einzelne oder wenige BesucherInnen die Fläche interpretieren oder ob grössere Menschenansammlungen komplexere Sound- und Bildmuster erzeugen.
IDEE:
Im grossräumigen, offenen Ausstellungsraum bettet sich der flache, im fahlen Licht, aufgrund der Wachsschicht leicht schimmernde Boden unspektakulär, den flachen Raumcharakter hervorhebend ein. Die einfärbigen Spielfeldmarkierungen wecken Assoziationen an eine Turnhalle, erinnern vordergründig an vielleicht bekannte Gruppen- und Gesellschaftsspiele, an Sportarten oder auch an textile Schnittmuster. Jedenfalls strukturieren, gliedern und prägen sie diesen Ort, erlegen ihm verpflichtende Spiel- oder Verhaltensregeln auf, zugleich aber, aufgrund ihres scheinbar unkoordinierten Neben- und Übereinanders, auch Irritation und Unbestimmtheit.
Jedes Spiel basiert auf normierenden Regeln, die es gliedern und strukturieren. Fortschritt basiert jedoch auf Regelverschiebungen oder Regelbrüchen. Dieses Spiel geschieht auf brüchigem Eis. Orientierung zerfällt in zusammenhanglose Stücke. Bewegungen von BesucherInnen erzeugen temporäre Regelverschiebungen. Der Urzustand des Reglements wird erst wieder hergestellt, wenn die BesucherIn den Raum verlässt. Dieses Projekt entsteht erst durch seinen Gebrauch. Die Künstler stellen die Rahmenbedingungen her - technische, ästhetische, inhaltliche, kommunikative und räumliche, die für das Funktionieren dieser Struktur notwendig sind. Das bloße Konsumieren dieses Werks ist damit nicht mehr möglich. Das Werk entsteht erst durch die Bewegung von BesucherInnen im Raum, deren Benutzung und Interaktion durch das Spiel.
Wir bitten Sie höflich, das Spielfeld nicht mit Schuhen zu betreten.
"Immer wieder denke ich an jene Eislaufbahn in Enschede, und wie sie da errichtet worden war, für die Wintermonate auf dem Hauptplatz, neben dem dunklen Körper der Kirche, und denke so an das Vergnügen, dort, in der Kälte, die Dämmerung zu sehen, wie sie nach und nach und bald schon dunkler war als die Lichter der Gasthausschilder, der Bogenlampen, am späten Nachmittag, wenn die Nacht dann sank auf den Platz und auf das Treiben, das Kreisen auf der Bahn, während die Kälte ein Duft war, ein Klang, der ein Leben versprach, jenes, nämlich dieses etwas verlorene in der Abgeschiedenheit einer fremden Stadt. Vielleicht sind es solche Bilder, welche da erwachen mit dem Gehen über ein Eis, das kein Eis ist, doch erinnert an das Eis, so wie die Lichter erinnern an die Blumen, da sie wie Blumen waren, die Erinnerungen, die da stiegen und blühten auf, in die Nacht, in der Nacht, dass jeder Schritt bedeutsam war, wie einst, wenn auch aller Bedeutungen bar, da ich etwas ging, um nicht zu frieren, und es war, als wäre ungeboren, was sich als Welt doch enthüllte, in wunderlicher Entzauberung und in Gedankengängen, welche immer wieder führten zu jenem Undenkbaren, das aus den lichten Nebeln im Schein der Lampen und Schilder zu sprechen anhob, da ich am Ende so am Anfang war und sich dunkel verzweigte oder Bilder streute wie Laub, was als Silben, als Laut dann sank oder stieg, wenn ein Hupen, wenn Stimmen bald nah, bald von dort, wo sie verklangen, kehrten wieder, während ich zögerte, aufzubrechen, und hörte und sah und trank, als wäre ein Trinken alles Atmen, der Abend ein Spiel und alles Sagen ein Wägen, denn, was da kreiste und ertönte, es war von Zeit zu Zeit wie stillgelegt, wie erloschen und spiegelte noch und leise als matter Glanz auf dem verlassenen Eis."
Michael Donhauser, November 2008
TRANSFORMATOR - DVD
zur Ausstellung ist eine umfassende VIDEODOKUMENTATION (dvd-video/rom) des TRANSFORMATORS erschienen, die zum Preis von chf 15.- /Euro 10.- bei den Künstlern (walch.martin@adon.li) erhältlich ist.
DVD VIDEO: Dokumentation (16 Min.) /Zeitraffervideo Aufbau /Foto-Slideshow /Die KünstlerInnen
DVD ROM: Texte zur Ausstellung /Hochauflösende Fotos /Biografien der KünstlerInnen /Presse Clippings